Projektbeschreibung

Ratio Religionis ist ein lockeres Netzwerk von Forschenden. Es ist aus einer interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe hervorgegangen, die Verbindungen von Philosophie und gelebter Religion zur Zeit der Entstehung des Neuen Testaments untersuchte. In der frühen römischen Kaiserzeit kommt es zu einer Neuorientierung innerhalb der (platonischen) Philosophie: Nach einer Phase der akademischen Skepsis findet die Philosophie die Quelle ihrer Wahrheit neben den Schriften Platons, die neu gelesen werden, wesentlich in Traditionen der überlieferten, gelebten Religion. Diese werden durch eine bildhafte Interpretation philosophisch gedeutet und für die Fragen der Zeit fruchtbar gemacht. Das Phänomen übergreift die unterschiedlichen religiösen Herkunftsbereiche. Herausragende Beispiele sind die beiden – zumindest im Blick auf das überlieferte Werk – bedeutendsten Mittelplatoniker, der alexandrinisch-jüdische Schriftausleger Philon von Alexandreia und der delphische Apollon-Priester Plutarch. Sie prägt aber auch einen Teil des neutestamentlichen und frühchristlichen Schrifttums. Spuren dieser charakteristischen Verbindung von Philosophie und Religion führen ins ägyptische Alexandrien, dessen historische, gesellschaftliche und religiös-philosophische Bedingungen mit in den Blick gefasst werden. Im Rahmen dieser Nachwuchsforschergruppe entstanden exemplarische Analysen ausgewählter Texte aus den Bereichen des Judentums (Philon von Alexandreia), des Christentums (Johannesevangelium; Klemens von Alexandreia) und der paganen Religiosität (Plutarch). Diese liefern Mosaiksteine einer literaturgeschichtlich orientierten Religions- und Philosophiegeschichte der frühen Kaiserzeit.